Dieser Artikel richtet sich an Lehrkräfte, Schulleitungen, Pädagog:innen und Ausbilder:innen in Thüringen.
In einer Welt, die von schnellem Wandel und Innovation geprägt ist, sind unternehmerische Fähigkeiten wichtiger denn je. Unternehmerische Bildung bietet Schüler:innen die Möglichkeit, diese Fähigkeiten zu entwickeln und auszubauen, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts aktiv begegnen zu können. In diesem Artikel erhalten Sie einen Überblick über das Thema unternehmerische Bildung, erfahren, warum es wichtig ist, unternehmerische Bildung in den Unterricht zu integrieren, und bekommen praktische Tipps für die Umsetzung. Außerdem erhalten Sie Informationen zu kostenfreien Angeboten in Thüringen.
Was ist unternehmerische Bildung / Entrepreneurship Education
Der Begriff Entrepreneur (von französisch entreprende: etwas unternehmen, in Angriff nehmen) wird im Deutschen gern mit „Unternehmer:in“ übersetzt. Dabei greift die Übersetzung nicht weit genug, denn Entrepreneure sind Menschen, die ganz grundsätzlich neue Ideen entwickeln und auf den Weg bringen, sei es in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Gesellschaft, Kunst oder Kultur.
Unternehmerische Bildung, auch Entrepreneurship Education genannt, ist der Sammelbegriff für alle Aktivitäten, die Schüler:innen unternehmerisches Denken und Handeln vermitteln. (1)
An Schule kann unternehmerische Bildung sowohl Inhalt als auch didaktische Herangehensweise sein. Als didaktischer Baustein steht ein Repertoire an Methoden bereit, um Schüler:innen zu aktivieren und deren Selbstwirksamkeit zu fördern.
Dabei geht es immer darum, Menschen zu befähigen, eigene Ideen zu entwickeln und diese in die Tat umzusetzen. (2) So werden wichtige Zukunftskompetenzen wie Kreativität, Problemlösungskompetenz, Teamfähigkeit und Risikobereitschaft erlernt.
Die Europäische Union hat unternehmerische Kompetenz bereits 2005 zu einer von 8 Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen erklärt.
Unternehmerische Kompetenz „setzt Kreativität, Innovation und Risikobereitschaft sowie die Fähigkeit Projekte zu planen und durchzuführen, um bestimmte Ziele zu erreichen, voraus. Sie hilft dem Einzelnen in seinem täglichen Leben zu Hause oder in der Gesellschaft, ermöglicht Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ihr Arbeitsumfeld bewusst wahrzunehmen und Chancen zu ergreifen, und sie ist das Fundament, auf dem Unternehmer/innen eine gesellschaftliche oder Gewerbliche Tätigkeit aufbauen.“(3)
Ausführlichere Informationen zu unternehmerischer Kompetenz finden Sie z.B. im Kapitel Unternehmerisches Denken und Handeln im Handbuch Die Schülerfirma als pädagogische Chance sowie im offiziellen Referenzrahmen EntreComp - The European Entrepreneurship Competence Framework.
Warum brauchen Menschen unternehmerische Kompetenz
Junge Menschen wachsen in einer Welt auf, die geprägt ist von einer hohen Komplexität, globalen Zusammenhängen und rasanten technischen Entwicklungen. Um sich in dieser Welt nicht nur gut zurechtzufinden, sondern sie auch aktiv mitgestalten zu können, müssen Kinder und Jugendliche befähigt werden, eigene Ideen für eine positive und nachhaltige Zukunft für sich selbst, ihr Umfeld und unseren Planeten zu entwickeln und umzusetzen.
Junge Menschen, die in ihrer Bildungslaufbahn Entrepreneurship Education erleben, erwerben die Kompetenzen und das Selbstvertrauen, um die sich wandelnde Arbeits- und Lebenswelt mitzugestalten.
In Thüringen ist es auch Aufgabe der weiterführenden Schulen, Schüler:innen handlungsfähig zu machen, „um gegenwärtige und zukünftige Aufgaben, Probleme und Herausforderungen zu lösen.“ (4)
Unternehmerische Bildung ist der Ansatz, mit dem die notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten dafür erlernt werden.
In Österreich wird unternehmerische Bildung bereits als das systematische Nachwuchsprogramm für die Gestalter:innen einer nachhaltigen Zukunft betrachtet und systematisch gefördert.(5) (vgl. Entrepreneurship Education. Landkarte der Aktionen für Kinder und junge Erwachsene)
Unternehmerische Bildung und Zukunftskompetenzen
Eine herausragende Bedeutung für das Lernen im 21. Jahrhundert haben dabei die sogenannten 4 Ks: Kreativität, kritisches Denken, Kollaboration, Kommunikation. (Wikipedia)
Unternehmerische Bildung fördert nachweislich die Entwicklung dieser und weiterer Zukunftskompetenzen wie Problemlösungskompetenz und Selbstmanagement.
Wie kann unternehmerische Bildung gefördert werden
ThEx Young Entrepreneurs nutzt den Ansatz „Lernen an unternehmerischen Herausforderungen“. (vgl. Lindner 2015) In den Angeboten des Projekts entwickeln die Teilnehmenden in kleinen Teams gemeinsame kreative Lösungen für reale Herausforderungen aus ihrer Lebenswelt und setzen diese nach Möglichkeit um. Dabei lernen sie spannende Vorbilder kennen.
Der Ansatz kann vielfältig adaptiert werden. Solche Projekte können z.B. sein:
- Erarbeitung von individuellen Geschäftsmodellen im Wirtschaftsunterricht
- Planung von BNE Projekten ausgehend von den globalen Nachhaltigkeitszielen
- Erarbeitung von Ideen / Projekten für die Schule oder den Sozialraum
Darüber hinaus gibt es viele weitere Möglichkeiten unternehmerische Bildung in der Schule umzusetzen, wie z. B. :
- Unterricht: Planspiel, Simulation, Projekte mit der Methode Lernen an (unternehmerischen) Herausforderungen
- Wahlfach: Schülerfirma, Herausforderung, Teilnahme an Wettbewerben
- Projekttag: Service Learning / Projekt für den Sozialraum erarbeiten und umsetzen, Produkte herstellen und verkaufen, Vorbilder kennenlernen
- Schulkonzept: Entrepreneurship Schule (Österreich)
Angebote in Thüringen
ThEx Young Entrepreneurs (ThEx YE) berät Lehrkräfte und Pädagog:innen in Thüringen kostenfrei zu verfügbaren Angeboten zahlreicher Bildungsanbieter:innen (siehe Netzwerk für unternehmerische Bildung Thüringen).
Das Projekt selbst bietet kostenfreie Projekttage und -wochen für weiterführende Schulen in Thüringen sowie einmal jährlich ein einwöchiges Camp an. Die Teilnahme an den Angeboten ist für Thüringer Schulklassen kostenfrei.
Sie haben Interesse an einem Angebot für Ihre Schule? Nehmen Sie hier kostenfrei und unverbindlich Kontakt mit ThEx Young Entrepreneurs (Webseite) auf.
ThEx Young Entrepreneurs ist ein Projekt der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Das Projekt wird gefördert durch den Freistaat Thüringen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus.
Netzwerk für unternehmerische Bildung Thüringen
Um Thüringer Schulen ein möglichst vielfältiges und hochwertiges Angebot bereitstellen zu können, hat ThEx YE das Netzwerk für unternehmerische Bildung Thüringen ins Leben gerufen.
Unter der Schirmherrschaft des Wirtschaftsministers Wolfgang Tiefensee setzen sich aktuell 14 Organisationen im Netzwerk für unternehmerische Bildung ein. ThEx YE berät Schulleitungen und Lehrkräfte an Thüringer Schulen kostenfrei zu sämtlichen im Netzwerk verfügbaren Bildungsangeboten.
Die aktuellen Mitglieder des Netzwerks sind
- business@school – A BCG INITIATIVE
- Deutscher Gründerpreis für Schüler:innen
- Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (Programme: „ThEx Young Entrepreneurs“ und „Schülerfirmen Thüringen“)
- Genoverband e.V.
- Herausfo(e)rderer gemeinnützige GmbH
- Initiative „Frauen unternehmen“
- Jugend gründet
- NFTE Deutschland e.V.
- Plattform e.V.
- SEEd Schule – Social Entrepreneurship Education
- Skill Up e.V.
- STARTUP TEENS GmbH
- SCHULEWIRTSCHAFT Thüringen
In Aufnahme:
Links:
- ThEx Young Entrepreneurs
- Positionspapier der DKJS & IW JUNIOR: Entrepreneurship Education stärken – eine politische Aufgabe
- Gründerkids. „Die Schülerfirma als pädagogische Chance“ Kapitel 2. Unternehmerisches Denken und Handeln
Literatur:
- Ebbers, I. & R. Klein (2011): Kultur der unternehmerischen Selbstständigkeit. In: APuZ 12, 28–32.)
- Europäische Kommission (2005): Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Rates zu Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen. Brüssel: KOM 548.
- Vgl. ebd
- Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (2011) Leitgedanken zu den Thüringer Lehrplänen für den Erwerb der allgemein bildenden Schulabschlüsse. S.2
- Katharina Kiss, Johannes Lindner, Birgit Schwabl-Drobir, Maria Christine Zoder (2020). Entrepreneurship Education: Landkarte der Aktionen für Kinder und junge Erwachsene. (S. 124). Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW): Wien
Johannes Lindner (2015). Entrepreneurship Education für Jugendliche
EntreComp: The European Entrepreneurship Competence Framework