Wie würden Sie sich in drei Worten beschreiben – beruflich gesehen?
Innovativ, pragmatisch, ideengetrieben.
Was genau steckt hinter „Informatik begreifen“ und wie ist die Idee entstanden?
Viele Kinder empfinden Mathematik und Informatik heute als zu abstrakt. Dabei beginnt das Lernen zunächst ganz konkret, mit Rechenstäben, Murmeln oder dem Abakus. Diese greifbare Welt verschwindet aber viel zu schnell.
Ich finde, Kinder sollten länger die Chance haben, MINT-Themen wirklich zu begreifen. Deshalb habe ich einen neuartigen Abakus entwickelt, der spielerisch und haptisch funktioniert. Kinder lernen damit Grundrechenarten und können später sogar eigene Algorithmen entwickeln.
Warum ist gerade das Alter ab der 2. Klasse besonders geeignet, um Kinder für Mathematik und Informatik zu begeistern?
In der zweiten Klasse beginnen Kinder mit dem Einmaleins. Im Idealfall benutzen sie dazu Rechenhilfen wie einen Abakus oder Rechenschieber. Danach verschwindet das Haptische aber schnell aus dem Unterricht. Genau hier setzt „Informatik begreifen“ an: Es schlägt die Brücke zwischen dem frühen, greifbaren Lernen und späteren Informatikkonzepten. So bleibt das Spielerische erhalten und das Interesse an MINT-Themen wächst ganz natürlich.
Sie haben Ihr Konzept bereits in einer Schul-AG getestet. Was haben Sie aus dem direkten Feedback der Kinder mitgenommen?
Ich habe erlebt, dass Kinder und Jugendliche viel motivierter lernen, wenn sie Dinge anfassen und ausprobieren können. Das zeigt sich nicht nur bei unseren Klemmbausteinen, sondern auch bei einem weiteren Projekt mit einem haptischen Atommodell. Damit wird der Aufbau von Atomen plötzlich greifbar und verständlich.
Auch Ihr Sohn ist in das Projekt eingebunden, unter anderem durch die Teilnahme am Gründungsideenwettbewerb. Welche Rolle spielt er dabei?
Der direkte Kontakt zur Nutzerbasis ist bei jeder Gründungsidee entscheidend, gerade, wenn es um Kinder geht. So können wir sicherstellen, dass die Konzepte wirklich spielerisch, verständlich und alltagstauglich sind.
Außerdem entwickle ich diese Ideen ja auch, um meinen Söhnen den Zugang zu MINT-Themen zu erleichtern und ihnen die Scheu vor Wirtschaft und Unternehmertum zu nehmen.
Sie planen, selbst einen Gründungswettbewerb für Teenager ins Leben zu rufen. Warum ist es Ihnen wichtig, Unternehmergeist schon früh zu fördern?
Unsere Wirtschaft verändert sich rasant. Umso wichtiger ist es, Jugendliche früh mitzunehmen und ihnen echte Einblicke zu geben. Am besten gelingt das, wenn sie selbst aktiv werden dürfen, zum Beispiel in Schülerfirmen oder mit eigenen Ideen, die sie wirtschaftlich ausprobieren können. So entsteht Verständnis dafür, wie Wirtschaft funktioniert und dass sie offen für kreative Köpfe ist.
Sie befinden sich aktuell in der Vorgründungsphase. Was sind die nächsten Schritte, um daraus ein tragfähiges Bildungsangebot zu machen?
Wir arbeiten aktuell mit dem Fraunhofer IDMT in Ilmenau zusammen, das unter anderem an der Entwicklung von MP3 und MPEG beteiligt war. Das Institut bringt große Expertise in Akustik und visueller Erkennung mit. Gemeinsam arbeiten wir daran, die Bilderkennung zu professionalisieren. Das System soll auch unter realen Bedingungen und nicht nur unter perfekten Lichtverhältnissen funktionieren und Spaß machen. Künftig sollen Kinder sogar per Handgesten einzelne Rechenschritte nachvollziehen können.
Wenn der Prototyp steht, wird er in mehreren Schulklassen getestet, um die Anleitung möglichst verständlich zu gestalten. Danach folgt die Markteinführung.
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