Das medizintechnische Unternehmen migohead hat es geschafft, mit seinen innovativen keramischen Otoplastiken für Hörgeräte Fuß in einem eher konservativen Markt zu fassen. Im Interview erzählt Inhaberin Flora Mirzoyan, vor welchen Herausforderungen sie in der aktuellen Wachstumsphase ihres Unternehmens steht und wie es ihr gelingt, dabei den Fokus auf den Menschen nicht zu verlieren. Sie zeigt, wie Mut, Vision und Engagement zu wegweisenden Lösungen führen können. Auf diesem Weg begleiten sie ThEx Wirtschaft 4.0, ThEx innovativ und ThEx Young Entrepreneurs als verlässliche Sparringspartner.
Wie würden Sie sich in drei Worten beschreiben – rein beruflich?
Kreativ, visionär, voller Tatendrang.
Was war die mutigste Entscheidung, die Sie als Unternehmerin getroffen haben?
Den Schritt zu gehen, ein medizintechnisches Produkt mit einem neuen Material in einen konservativen Marktbereich zu bringen – das war mutig. Wir haben nicht nur ein Produkt entwickelt, sondern eine völlig neue Kategorie geschaffen: keramische Otoplastiken. Ohne die Sicherheit, wie der Markt reagiert. Aber mit der festen Überzeugung, dass wir Menschen mit Hörverlust damit ein Stück Lebensqualität zurückgeben und für Allergiker:innen oder Patient:innen mit besonders anspruchsvoller Gehörganganatomie oft die einzige wirklich tragbare Lösung bieten können.
Wann hatten Sie das Gefühl: Jetzt sind wir bereit, den nächsten Schritt Richtung Wachstum zu gehen?
Als wir gemerkt haben, dass unsere Produkte nicht nur verkauft werden, sondern dass wir Rückmeldungen bekommen wie: „Zum ersten Mal spüre ich mein Hörgerät und meine Otoplastiken nicht mehr.“ Oder: „Endlich kann ich das Hörgerät den ganzen Tag tragen.“ Dieser Impact zeigt uns: Wir haben etwas entwickelt, das einen echten Unterschied macht. Jetzt ist die Zeit, es mehr Menschen zugänglich zu machen und gemeinsam weiter zu wachsen.
Wie haben Sie es geschafft, Ihr innovatives Produkt bei Partner:innen und Kund:innen zu etablieren? Haben Sie Tipps für andere Unternehmer:innen?
Zuhören, wirklich zuhören. Nicht nur auf technischer Ebene, sondern auch auf emotionaler. Wir haben mit Hörakustiker:innen, mit Betroffenen und mit Fachleuten gesprochen, ihre Frustration verstanden und unsere Lösung exakt darauf abgestimmt.
Gleichzeitig war professionelle Marketingkommunikation entscheidend: Wir haben bewusst nicht nur selbst über unsere Innovation gesprochen, sondern unsere Kund:innen für uns sprechen lassen. Erfahrungsberichte und Empfehlungen aus der Praxis schaffen Vertrauen. So entstand unser Ruf als Premiumlabor unter Akustiker:innen.
Mein Tipp: Versucht nicht nur, ein Produkt zu verkaufen. Schafft eine Lösung für ein echtes Problem, das Menschen bewegt und kommuniziert sie transparent und authentisch. Das baut Glaubwürdigkeit und Vertrauen auf.
Was bedeutet Wachstum für Sie persönlich und für Ihr Unternehmen – mehr Umsatz, mehr Wirkung oder etwas ganz anderes?
Wachstum bedeutet für uns, Wirkung zu vervielfachen. Mehr Menschen sollen von unseren Produkten profitieren, aber auf eine Weise, die unsere Werte nicht verwässert. Organisches Wachstum, verbunden mit strategischen Partnerschaften, die zu uns passen. Umsatz ist dabei ein Mittel zum Zweck, aber kein Selbstzweck.
Sie befinden sich gerade in der Übergangsphase von der Etablierung hin zum Wachstum: Was sind dabei aktuell Ihre größten Herausforderungen? Und wie gehen Sie damit um?
Eine große Herausforderung ist: den Spagat zwischen Tagesgeschäft und Skalierung zu meistern. Wir wissen, dass unser Produkt funktioniert. Nun geht es darum, Strukturen zu schaffen, um die Nachfrage zu bedienen und international zu wachsen. Dabei fragen wir uns: Wollen wir komplett organisch wachsen oder holen wir strategische Partner:innen und Investor:innen ins Boot? Beides hat Vor- und Nachteile. Wir prüfen das gerade intensiv und sprechen mit Partner:innen, die unsere Vision teilen.
Wie sind Sie auf das ThEx aufmerksam geworden?
Bereits in der Vorgründungsphase hat uns ein Unternehmensberater der Handwerkskammer Erfurt auf das ThEx hingewiesen. Damals standen wir ganz am Anfang mit unserer Idee und haben schnell gemerkt, wie hilfreich es ist, ein Netzwerk wie das ThEx an der Seite zu haben, das Gründer:innen in jeder Phase unterstützt.
Wie kann das ThEx Sie auf Ihrem Weg Richtung Wachstum unterstützen – sei es durch Impulse, Kontakte, Fachwissen oder schlicht als Sparringspartner?
Ein ehrlicher Austausch mit Menschen, die ähnliche Herausforderungen durchlaufen – das ist für uns extrem wertvoll. Gerade jetzt, wo viele strategische Fragen offen sind. Das ThEx bringt Struktur, Expertise und oft auch die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt. Das hilft, den Blick zu schärfen. Zudem begleitet uns das ThEx-Team mit kompetenter Beratung, insbesondere im Themenfeld der Digitalisierung. Hier möchte ich Tino Hoffmann besonders für seine Unterstützung hervorheben.
Sie haben im Rahmen eines Projekttages von ThEx Young Entrepreneurs als Rolemodel vor einer Klasse gesprochen. Warum empfinden Sie es als wichtig, bereits Schüler:innen für die Themen Gründung und Unternehmertum zu sensibilisieren?
Ich engagiere mich als Vorbildunternehmerin im Rahmen der bundesweiten Initiative „FRAUEN unternehmen“. Solche Projekttage sind eine wertvolle Gelegenheit, den Schüler:innen zu zeigen, wie es wirklich ist, Unternehmerin zu sein – mit allen Chancen und Herausforderungen. Ich teile gerne meine Erfahrungen, aber vor allem möchte ich Mut machen: Mut, eigene Ideen zu verfolgen, Verantwortung zu übernehmen und die Zukunft aktiv mitzugestalten. Unternehmertum sollte nicht als Ausnahmeweg wahrgenommen werden, sondern als echte Möglichkeit, etwas zu bewegen.
Was möchten Sie anderen Unternehmer:innen mitgeben, die – wie Sie – am Anfang eines Wachstumskurses stehen und ihren Weg noch suchen?
Seid ehrlich zu euch selbst: Wo steht ihr wirklich, wo wollt ihr hin und was braucht ihr dafür? Wachstum klingt immer toll, ist aber auch fordernd. Mein Rat: Holt euch früh die richtigen