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Ich möchte den Menschen vom Handwerk erzählen.

ThEx Management -

14. August 2024

Webbanner_ Studio Isa Schreiber

Die eigene Chefin sein – für viele Frauen ein Traum der modernen Arbeitswelt. Für Isa Schreiber ist dieser Traum jetzt wahr geworden: Die 29-Jährige hat im März 2024 in Weimar das „Studio Isa Schreiber – Manufaktur für Porzellan“ gegründet. Und hat das erreicht, was sie sich von der Arbeitswelt am meisten gewünscht hat: viel Abwechslung, nie Langeweile und Arbeiten mit einem Material, das formbar ist und das sie schon immer geliebt hat: Porzellan. Über ihr Unternehmen, die Hürden und Erfolge beim Start in die Selbstständigkeit und die Rolle des Thüringer Zentrums für Existenzgründungen und Unternehmertum (ThEx) erzählt sie uns im Interview. 


Frau Schreiber, Sie öffnen Ihr Geschäft täglich von 12 bis 17 Uhr. Das klingt nach Ausschlafen.

Schön wär‘s (lacht). Aber das Gegenteil ist der Fall, ich verbringe nämlich sehr sehr viel Zeit im Laden. Was bei einer Neugründung aber ganz normal ist, denke ich. 


Stichwort Neugründung: Sie haben am 22. März 2024 Ihren Laden „Studio Isa Schreiber – Manufaktur für Porzellan“ in Weimar eröffnet. Wie kommt man auf die Idee, ein Porzellanstudio zu eröffnen?

Wenn man mit dem Material Porzellan arbeiten möchte und vor allem, wenn man Neues entwickeln möchte, ist es für mich nur logisch, dass man nicht in eine bestehende Manufaktur geht.


Warum?

Weil da viel nach festen Strukturen läuft. „Das machen wir schon immer so.“, ist zum Beispiel ein Satz, den man dort öfter mal hört. Es entsteht zwar gute Qualität und der Einblick, um das Handwerk zu lernen, ist ebenfalls sehr gut – aber eben schwierig, wenn man, wie ich, etwas Neues entwickeln will. 


Das war dann der ausschlaggebende Punkt, Ihr eigenes Studio zu gründen?

Teilweise, ja. Ich habe während der Arbeit bei meinem ehemaligen Arbeitgeber gemerkt, dass es im Angestelltenverhältnis nicht so einfach ist, die eigene Kreativität so umzusetzen, wie ich das gern möchte. Dennoch war diese Erfahrung für mich sehr wertvoll und ich konnte dort sehr viel Praxiserfahrung sammeln. Ein zweiter Punkt war mein Studium. Dort habe ich gemerkt, dass mich das Handwerk sehr reizt. Und ein dritter Punkt ist, dass ich verschiedene und abwechslungsreiche Aufgaben liebe. Ich bin kein Mensch, der jeden Tag identische Abläufe hat.


Das Gegenteil von Fließband also.

Absolut. Das ginge mal für eine Woche oder zwei. Aber auf Dauer ist das für mich nichts. 


Das geht in der Selbstständigkeit besser.

Auf jeden Fall. Dort habe ich allerhand unterschiedliche Aufgaben, auch solche, die gar nicht zu meinem eigentlichen Beruf gehören. 


Zum Beispiel?

Ich liebe es zum Beispiel, meine vierteljährliche Umsatzsteuer-Voranmeldung für den Steuerberater vorzubereiten. Viele empfinden diese Aufgabe als unangenehm, mir macht es Spaß.

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Frau Schreiber, was haben Sie studiert?

Produktdesign an der Bauhaus-Uni Weimar und Glas- und Keramikdesign an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle.


Ist während dieser Zeit der Wunsch nach einem eigenen Studio entstanden?

Ja, während des Bachelor-Studiums in Weimar.


Was genau machen Sie in Ihrem Unternehmen?

Einerseits zeige ich Einwohner:innen und Tourist:innen das Handwerk Porzellan, also die Schönheit dieses Handwerks, was man damit alles machen kann und natürlich auch die Produkte, die daraus entstehen. Diese kann man bei mir im Laden dann auch kaufen. Andererseits setze ich mich mit – ich nenne das immer so – neuer Handwerklichkeit auseinander. Das heißt, ich entwickle selbst Verfahren für die Porzellanherstellung, die einen anderen Output haben. Das kann eine andere Oberflächengestaltung sein oder eine Änderung im Herstellungsprozess. In meiner Masterarbeit habe ich zum Beispiel ein Verfahren entwickelt, das mit nur einem Brand auskommt, statt mit ursprünglich zwei Bränden. Zusammengefasst habe ich also zwei Ziele: Ich möchte mit meinem Studio vom Handwerk erzählen. Es ist nämlich nicht nur Töpfern auf der Töpferscheibe, an was viele denken. Und ich möchte für die Branche Neues entwickeln und dazu beitragen, dass dieses alte Handwerk nicht ausstirbt.


Das klingt nach einem Plan. Den hatten Sie bestimmt auch, als es an die Unternehmensgründung ging, oder?

Spätestens seit ich die Entscheidung getroffen habe, zu gründen. Das musste auch gut überlegt sein, weil ich kein großes Kapital in die Gründung mit einbringen konnte.


Wie sind Sie vorgegangen?

Die Bauhaus-Uni hat ein hauseigenes Gründungsprogramm, die Gründerwerkstatt neudeli. Durch meine Zeit in Weimar kenne ich sie und habe mich dann nach dem Masterstudium dort beworben. Das neudeli-Team hat mich schließlich auch auf das ThEx aufmerksam gemacht.


Und dann haben Sie sich beim ThEx um die Thüringer Gründungsprämie, als Unterstützung für die Vorgründungsphase, beworben?

Genau.


Was mussten Sie dafür tun?

Zuerst beschreibt man seine Gründungsidee in einem kurzen Exposé. Dann wurde mir ein Gründungsprämien-Coach vom ThEx zugewiesen. Er hat mich daraufhin zum Gespräch eingeladen, um mehr über mich und mein Vorhaben zu erfahren.


Und, wie lief es?

Super! Ich bin froh, dass er mir zugehört hat und ich die Chance bekommen habe, ihm alles im Detail erklären zu können. Nach dem Gespräch war ihm meine Idee klar – was ich machen will, was daran innovativ ist. Er teilte meine Vision und auch die Jury konnte ich von meinem Vorhaben überzeugen. Der Weg für die Gründungsprämie war geebnet.

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Wie hoch war diese Gründungsprämie dann?

In meinem Fall jeden Monat 3.500 Euro, ein Jahr lang. Das ist enorm hilfreich, denn während dieser Zeit darf man wegen der Prämienauflagen nicht zusätzlich arbeiten. Was ja auch nachvollziehbar ist, da man sich auf die Gründung fokussieren soll. Von der Prämie gehen noch die Kosten für die Krankenkasse, Miete und so weiter ab. Nach sechs Monaten wird zu einem Zwischenpitch geladen, um dem ThEx den aktuellen Stand des Projektes und dessen bisherige Entwicklung zu präsentieren.


Was war die größte Hürde auf dem Weg zur Prämie?

Die Zeit zum Bewerben finden. Fördermittel zu beantragen ist mit ziemlich viel Aufwand verbunden, viel Papierkram. Und wenn man es gut machen will, dann bereitet man auch seine Pitches sehr gut vor. Das Problem dabei ist, dass man meistens doppelt belastet ist. Ich habe damals noch Vollzeit bei der Klassikstiftung gearbeitet – klar, von irgendwas will man ja auch leben. Das war auch das Heftigste in diesem ganzen Prozess, diese krasse Mehrarbeit. Umso besser, dass ich beim ThEx dann die richtigen Ansprechpartner hatte.


Das klingt, als wäre die Zusammenarbeit mit dem ThEx gut gewesen.

War super und ist auch noch super. Wirklich! Alle potentiellen Unternehmensgründer:innen sollten davon wissen und dieses, sogar im Vergleich der Bundesländer, herausragende Serviceangebot nutzen!


Das klingt sehr gut. Hatten Sie auch irgendwann Zweifel, das Projekt doch noch oder überhaupt durchzuziehen?

Ich glaube, dass jeder, der gründet, jeden Tag mindestens einmal ein bisschen zweifelt. Und wenn deine Freunde und deine Eltern sagen, das ist toll, was du machst, dann ist das eine Sache. Wenn aber Leute im Anzug, die Ahnung von Wirtschaft haben, dir sagen, es ist gut, was du vorhast, dann fühlt sich das doch nochmal anders an.


Hätten Sie ohne das ThEx trotzdem gegründet?

Nein. Also vielleicht in zehn Jahren. Aber ohne das ThEx, ohne die finanziellen Mittel, ohne die Beratung, die man ja auch nicht vergessen darf, hätte ich das in der Qualität und in der Schnelligkeit niemals umsetzen können. Das erzähle ich übrigens jeder und jedem und nicht nur, weil ich gerade für das ThEx interviewt werde.


Frau Schreiber, letzte Frage: Sie sind heute auch zusätzlich externe Lehrbeauftragte an der Bauhaus-Uni und geben einen Kurs für Porzellan beziehungsweise Porzellangestaltung. Wie bekommen Sie das zeitlich unter einen Hut?

Das sind dann die Jobs, die vor 12 Uhr stattfinden (lacht).


Isa Schreiber wohnt in Weimar und hat dort das „Studio Isa Schreiber – Manufaktur für Porzellan“ eröffnet. Wer mehr wissen will, findet sie in der Rittergasse 1 und auf Instagram: isa.schreiber