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Am wichtigsten ist mir Qualität.

ThEx Management -

28. August 2024

Webbanner_Altenburger Senf

1992 gründete Karl Jungbeck in Altenburg ein Unternehmen, das sich schnell zur Traditionsmarke entwickeln sollte: Altenburger Senf. Angefangen mit den zwei Senfsorten scharf und mittelscharf, hat das Unternehmen heute über 500 Produkte im Sortiment, die alle in Altenburg hergestellt werden. 2016 übernimmt Jungbecks Tochter Julia Jungbeck-Ucar das Familienunternehmen. Wie die 35-Jährige die Firma seitdem in die Zukunft führt, welche Rolle ihre Eltern dabei spielten und was das Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum (ThEx) damit zu tun hat, erzählt sie uns im Interview

   

Frau Jungbeck-Ucar, in Ihrem Senf-Sortiment finden sich Sorten wie „FKK Senf“, „Zombie Schleim“ oder „Einhorn Senf“. Ganz ehrlich, wie kommt man darauf?

Wir sehen uns als Senf-Manufaktur. Das heißt, wir stellen Senf nicht industriell her. Für uns ist Senf eine Spezialität und mit unseren Kreationen und unserer Vielfalt versuchen wir, das auf unterschiedlichste Weise zum Ausdruck zu bringen. So entstehen dann Sorten, die man vielleicht erstmal nicht mit Senf in Verbindung bringt (lacht).
  

Wie viele Sorten Senf haben Sie im Sortiment?

Wir haben über 300 Sorten Senf, insgesamt aber über 500 Produkte, die wir selbst produzieren. Neben Senf stellen wir auch noch andere Dinge her, wie Gewürze, Grillsoßen, Ketchup oder Meerrettich-Kreationen.
  

Alles hier in Altenburg?

Ja. Alles wird hier verarbeitet.
  

Die Senfkörner bezogen Sie ursprünglich aus Russland und der Ukraine. Wie hat sich das in den letzten Jahren entwickelt?

Mit dem Ukraine-Krieg war die Lieferung nicht mehr gewährleistet und wir mussten umdenken. In Deutschland hat niemand in großem Stil Senf angebaut, da es sich nicht lohnte. Ich habe dann bei den Landwirten in der Nachbarschaft nachgefragt, ob sie ihren Anbau ändern könnten. Heute sind wir im Geschäft und mittlerweile kommen alle Senfkörner aus Deutschland.
  

Senf Made in Germany sozusagen.

Wenn man so will, ja. Viel wichtiger ist mir aber die Qualität des Senfs und der Verarbeitung. Wir schroten jeden Tag frisch und die Maische bekommt ausreichend Ruhezeit, sodass am Ende ein hochwertiges Produkt entsteht. Ich sehe unseren Senf auch weniger im Discounter-Regal als vielmehr im Spezialitätengeschäft, in Geschenkeläden oder in unserem Senfladen in der Altenburger Innenstadt. Dort gibt’s übrigens auch frisch gegrillte Thüringer Bratwürste – das gehört für mich einfach zusammen (lacht).

Altenburger Senf 3

Da bekommt man gleich Appetit. Andere Frage: Sie sind 2010 ins Familienunternehmen eingestiegen und führen es jetzt offiziell seit 2016. War das schon immer Ihr Plan?

Ins Familienunternehmen einsteigen? Tatsächlich nicht, nein. Das war in unserer Familie auch nie ein Thema und hat sich im Lauf der Zeit erst ergeben. Mit 14 habe ich in den Ferien in unserer Senfmanufaktur gearbeitet, aber dann eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau begonnen. Mein Ziel war immer, etwas in meinem Leben zu schaffen, bei dem man am Ende auch ein Ergebnis sieht. Vielleicht war das auch der ausschlaggebende Grund, letztlich den Bürojob an den Nagel zu hängen und in die Firma zurückzukehren.


Wie viele Mitarbeitende hat Altenburger Senf?

Es sind heute 35 Mitarbeitende.


Und wie kam das bei der Belegschaft an, als Sie – die Tochter des Unternehmensgründers – das Unternehmen übernommen haben?

Viele hier kennen mich, seit ich ein kleines Kind war. Durch die Ferienarbeit haben sie auch gesehen, dass ich mit anpacken kann und eben nicht von Beruf Tochter bin. Ich denke, dadurch habe ich mir den Respekt erarbeitet. Interessant war: Wenn mein Vater in den letzten Jahren etwas sagte, antworteten sie immer, das erstmal mit mir zu besprechen.


Die Belegschaft steht also hinter Ihnen. Wie war das mit Ihren Eltern? In vielen Unternehmen hört man, dass dann reingeredet wird oder die „alte“ Generation nicht loslassen kann.

Das war bei uns überhaupt nicht der Fall. Im Gegenteil. Meine Eltern haben mich ermutigt, Dinge auszuprobieren. Frei nach dem Motto, wenn es klappt, super! Und wenn nicht, gehen wir den Schritt wieder zurück. Bei neuen Kreationen zum Beispiel. Das funktioniert aber nur, wenn die Eltern einem vertrauen und eben auch freie Hand lassen. So hat mein Vater mich an die Position herangeführt und über lange Zeit immer mehr zu all den Terminen, wie Verhandlungen und Jahresgesprächen mit unseren Kunden, mitgenommen.


2016 haben Sie das Unternehmen Ihres Vaters dann offiziell übernommen. Was hat sich seitdem verändert?

Ich habe mir Gedanken gemacht, wie wir das Unternehmen weiter voranbringen können. Da sich mein Vater die Domain senf.de in weiser Voraussicht gesichert hat, habe ich das Online-Geschäft ausgebaut. Das war vor allem in der Corona-Zeit ein großer Vorteil für uns. Aber auch durch neue Senfsorten, wie den Einhorn-Senf, hat sich viel verändert. Die ersten 300 Gläser haben sie uns damals förmlich aus den Händen gerissen. Damit haben wir den Nerv der Zeit getroffen. Natürlich kam es aber auch zu unvorhergesehenen Überraschungen. Wir haben zum Beispiel für unseren Erotik-Senf Post aus Dresden bekommen. Eine behördliche Beanstandung, dass wir unseren Spruch „Macht schlaffe Glieder wieder stramm.“ auf dem Senf nicht nachweisen könnten. Den haben wir dann wieder zurückgenommen.

Altenburger Senf 6
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2021 haben Sie den ThEx AWARD gewonnen in der Kategorie NACHFOLGEN. Zeigt Ihnen diese Auszeichnung, dass Sie auf dem richtigen Weg sind?

Auf jeden Fall. Nicht nur, dass es eine Auszeichnung ist, die vom Thüringer Wirtschaftsministerium kommt, es ist auch eine Wertschätzung für das, was man tut.


Was hat sich seit dem Gewinn des ThEx AWARDs verändert?

Im Unternehmen? Nicht viel. Altenburger Senf ist ja im Markt etabliert, daher waren die Auswirkungen dort nicht so groß. Aber ein neues Netzwerk hat sich aufgetan. Und zu sehen, wie viele Menschen in Thüringen großartige Ideen haben, das ist grandios. Ich durfte ja ein Jahr später Teil der Jury sein. Da wurde die ganze Innovationsstärke deutlich, die es hier so gibt. Es war eine sehr interessante Erfahrung zu sehen, was andere Thüringer Gründer und Unternehmer denken, welche Ideen sie haben und welche Perspektiven sie einnehmen.


Frau Jungbeck-Ucar, eine letzte Frage noch: Ihr Vater gründete das Unternehmen 1992. Heute haben Sie über 500 Produkte, mit wie vielen Sorten ist ihr Vater damals ins Rennen gegangen?

Mit genau zwei Sorten: scharf und mittelscharf im Plastikbecher.


Julia Jungbeck-Ucar wohnt im Altenburger Land und ist seit 2016 Geschäftsführerin der „Altenburger Senf & Feinkost GmbH & Co. KG “. Wer mehr zum Unternehmen wissen möchte, findet die Firma in der Remsaer Str. 21a in 04600 Altenburg, den Weltmeister-Senfladen in der Moritzstraße 1 in der Altenburger Innenstadt, auf Instagram (senf_de), Facebook (Altenburger Senf & Feinkost) und natürlich unter www.senf.de.